Yasmin Afshar has written to let us know about an upcoming conference to mark the 70th anniversary of the publication of Minima Moralia. The conference will be held over three days (Nov. 11-13, 2021) in three languages (French, German, English) at the Centre Marc Bloch of the HU Berlin.
Here’s the link for the complete program.
Here’s the flyer.
Here’s an overview:
“Wer sagt, er sei glücklich, lügt” Kritische Theorie in Bruchstücken: 70 Jahre Minima Moralia
11. November | 09:00
Centre Marc Bloch, Berlin 11.-13.11. 2021
Organisation: Susanna Zellini, Pierre Buhlmann, Philipp Nolz, Tobias Nikolaus Klass
Verpflichtende Anmeldung / inscription obligatoire / obligatory registration:
https://forms.gle/jDcvLfKznZHzh4789
Einleitung
Die Minima Moralia ist sicherlich eines der wichtigsten Werke der Kritischen Theorie und gleichzeitig die literarisch anspruchsvollste Schrift Theodor W. Adornos. In dieser Doppelgestalt mag der Grund zu finden sein, dass die Singularität und Eigenständigkeit der Minima Moralia in der Forschung bis heute weitgehend unbeachtet geblieben ist. Wir nehmen daher den 70. Jahrestag der Veröffentlichung der Minima Moralia (1951-2021) zum Anlass, um uns im Rahmen einer Tagung von 11. bis 13. November am Centre Marc Bloch Berlin (Kooperationspartner der Bergischen Universität Wuppertal) diesem Buch zu widmen. Dabei wollen wir über die traditionellen interpretativen und methodologischen Unterscheidungen hinausgehen, und im Dialog zwischen Philosophie und Literaturwissenschaften eine gemeinsame und eigenständige Lektüre des Werks vorschlagen.
Allgemeine Beschreibung
Es war vielleicht bisher noch zu früh, um die Wirkung und Tragweite der Minima Moralia zu bewerten. Dennoch lässt sich ein Sachverhalt deutlich herausheben: die Philosophie hat vor der Minima Moralia versagt. Da die Minima Moralia als „zu literarisch“ und zu „persönlich“ angesehen wurde, um Gegenstand einer ernsthaften philosophischen Analyse zu sein, ist sie bis heute Grundlage weniger Studien, von denen keine eine umfassende und historisch fundierte Lektüre des Werkes vorschlägt, die dem genuin philosophischen Gehalt der Schrift Rechnung trüge. Das hat die besonders verbreitete Gewohnheit begünstigt, das Werk lediglich als ein Arsenal beliebig verfügbarer Aphorismen zu betrachten, um die Interpretation anderer ,philosophischerer‘ Texte oder anderer Reflexionsbereiche in Adornos Werk zu untermauern. Breiter und trotzdem ebenso problematisch war die Rezeption in der Literaturwissenschaft: Da sie die Minima Moralia gewöhnlich in die deutsche aphoristische Tradition (von Lichtenberg über Nietzsche bis Benjamin) stellt, richtet sie die Analyse vor allem nach einer eher stilistisch-formalen als inhaltlichen Forschung, mit dem Risiko, den historischen Kontext und das theoretische Projekt, innerhalb dessen das Werk entstand, aus den Augen zu verlieren.
Es geht uns darum, die verschiedenen Disziplinen zusammenwirken zu lassen, um eine Interpretation vorzuschlagen, die die Singularität des Werks in ihr Zentrum rückt, seine Genese, die Verflechtung der Quellen und Projekte, in denen es Gestalt annimmt (Dialektik der Aufklärung, Philosophie der neuen Musik…), sowie die begriffliche Entwicklung seiner Terminologie berücksichtigt. Dadurch aber erweist sich die Minima Moralia als „ideales Laboratorium“ der Philosophie Adornos der 1940er Jahre: indem es die Ideen und Projekte auf originelle Weise assimiliert und transformiert, die im Umfeld der Epoche zirkulieren, verwirklicht es auf möglichst vollständige Weise die Verbindungen und Korrespondenzen zwischen Ästhetik, Ethik, Erkenntnis, Psychologie und Sozialkritik, die den hybriden Charakter des philosophischen Projekts Adornos bestimmen. Wie lassen sich aber die Texte der Minima Moralia ineinander und zueinander verstehen? Wie erlauben sie es, der philosophischen Gehalte gewahr zu werden, die in Form und Stil zum Ausdruck kommen? Ist es trotz der Gebrochenheit der Bausteine möglich, eine kritische Theorie in ihnen zu erkennen? Welche Begriffe der Theorie lassen sich aus ihnen noch gewinnen?
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Yasmin Afshar
yasmin.afshar ( at ) cmb.hu-berlin.de